Gibt es ein schöneres Violinkonzert als dieses? Der Geiger Joseph Joachim jedenfalls nannte Mendelssohns e-Moll-Konzert das „kostbarste“, das „Herzjuwel“ unter den deutschen Violinkonzerten. Manches daran war zur Zeit der Premiere (1845) neuartig: dass die Violine (nicht das Orchester) die großen Themen übernimmt, dass die Solokadenz schon in der Mitte des ersten Satzes kommt, dass die Sätze ohne Pause ineinander übergehen. Spätere Konzerte wurden vielfach davon beeinflusst – aber Mendelssohns schöne Melodien blieben konkurrenzlos.
Nach dem Ersten Weltkrieg und einer längeren Schaffenspause schrieb der Däne Carl Nielsen seine 5. Symphonie. Ihre Modernität schockierte damals das Publikum: „Keiner von uns ist noch derselbe wie vor dem Krieg“, erklärte Nielsen seine stilistische Wandlung. Vor allem im 1. Satz gibt es laute, aggressive, fast „böse“ Dissonanzen. Mehrere Minuten lang begleitet hier die Schnarrtrommel und spielt sogar eine Improvisation. Bei der Pariser Premiere 1926 saß auch Maurice Ravel im Publikum. Man vermutet, dass Nielsens Schnarrtrommel die Komposition des „Boléro“ angeregt hat.