FOTO: © D21 Kunstraum

ERÖFFNUNG „Anstiftung zur Vorspiegelung wahrer Tatsachen“

Das sagt der/die Veranstalter:in:

Die Einzelausstellung der Künstlerin und Filmemacherin Juliane Jaschnow (*1989) mit dem Titel Anstiftung zur Vorspiegelung wahrer Tatsachen thematisiert die Macht visueller Narrative sowie die Instrumentalisierung von Bildern und kollektiver Erinnerung in der Auseinandersetzung mit dem gegenwärtigen Russland. In diesem Kontext zeigt die Ausstellung Elemente der bereits bestehenden Arbeiten Rekapitulieren (2019–2021) und «mit freundlichem Beifall» (2023/2024) zusammen mit der neu entwickelten Installation Anstiftung zur Vorspiegelung wahrer Tatsachen (2025).

Juliane Jaschnow setzt sich in ihren audiovisuellen Installationen mit medialen Erzählmustern auseinander, mit denen Russland seine Rolle in der Welt inszeniert und sein politisches Handeln rechtfertigt. Dabei trifft sie auf Prinzipien der (Re-)Konstruktion und (Re-)Inszenierung, auf Zerrbilder, Kopien, Kulissen und die Übertragung historischer Symbole in gegenwärtige Kontexte. Die Künstlerin seziert diese Prinzipien, indem sie Bildobjekte materialisiert, Medienbeiträge und ihre ideologische Aufladung diskursiv verschiebt und in raumgreifenden Installationen verdichtet.

Im Zentrum der Arbeit Rekapitulieren steht ein vom russischen Verteidigungsministerium errichteter Nachbau des Berliner Reichstags im militärpatriotischen Freizeitpark Park Patriot bei Moskau. Hunderte Statist:innen rekonstruierten dort im Frühjahr 2017 die ikonische Schlüsselszene des russischen Kriegsgedenkens – die Erstürmung des Reichstags im Mai 1945 und das Hissen der sowjetischen Flagge auf dem Gebäude. Dieses Reenactment bildet den Ausgangspunkt von Juliane Jaschnows Auseinandersetzung mit der deutsch-russischen Erinnerungskultur. Im Fokus der Arbeit, die neben einer Videoinstallation Objekte und Printelemente umfasst, stehen kollektive Geschichts- und Erinnerungsbilder, ihre identitätsstiftende Rolle sowie die Bedeutung patriotischer Erziehung.

Die mehrteilige Arbeit «mit freundlichem Beifall» befasst sich mit Kontinuitäten propagandistischer Inszenierungen Russlands und den Mechanismen von Desinformation und Täuschung. Sie untersucht mediale Räume, Formen und Hintergründe der Machtrepräsentation – wie etwa die neugestalteten Vorhänge im Repräsentationssaal des Kremls, in dem u.a. ausländische Staatsgäste für das Fernsehen empfangen werden. Gleichzeitig fällt der Blick zurück auf einen Zeitungsbericht von 1993, in dem Putin eine „Militärdiktatur nach chilenischem Vorbild“ für Russland befürwortet.

In ihrer neuen Arbeit Anstiftung zur Vorspiegelung wahrer Tatsachen setzt sich Juliane Jaschnow mit der fortschreitenden Sakralisierung der russischen Staatsmacht auseinander. So untersucht sie etwa die Rolle des orthodoxen Glaubens sowie des Schamanismus bei der ideologischen Legitimierung der „militärischen Spezialoperation“ in der Ukraine  – und deren Einbettung in ein religiös-nationalistisches Narrativ von Aufopferung und Heldentum für Russland. Ihr Blick richtet sich auch auf übersinnliche Praktiken, die als individuelle Bewältigungsstrategien in Zeiten kollektiver Verunsicherung und kriegerischer Realität eingesetzt werden. Juliane Jaschnows Recherche verarbeitet ein großes Volumen an visuellem Material aus den russischen Medien zu einer mehrteiligen Installation aus Requisiten, Spiegelobjekten, Teleprompter und Videos. In einem speziell konstruierten Spiegelkabinett optischer Täuschung – einem Photo-Multigraphen – verhandelt sie die Konzepte von Wahrheit, Lüge, Täuschung und Illusion.

Location

D21 Kunstraum Leipzig Demmeringstrasse 21 04177 Leipzig

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