Die Ausstellung beschäftigt sich mit dem langen Nachwirken von Kriegen seit 1945. Internationale Künstler*innen reflektieren in ihren Werken Erfahrungen von Gewalt, Zerstörung und Wiederaufbau. Aus Perspektiven der Migration, von oder nach Europa, erzählen sie von Verlust, Flucht und Neuanfängen. Und sie berichten von der Herausforderung, weiterzuleben. Wie prägen Erfahrungen des Krieges das Leben künftiger Generationen in pluralen, (post-)migrantischen Gesellschaften? Was bleibt – und was wird weitergegeben?
Angesichts der Allgegenwärtigkeit von Kriegen – in der Ukraine, im Nahen Osten, im Sudan, im Kongo und anderen Teilen der Erde – erscheinen diese Fragen unmittelbar und nah. Die mit Kriegen verbundenen Konflikte und Polarisierungen stehen in der globalen Welt miteinander in Relation und sind nicht auf bestimmte Orte oder Zeiträume beschränkt. 80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs zeigt sich, dass die mit der Nachkriegsordnung verbundene Hoffnung auf Frieden unerfüllt geblieben ist. Die Folgen kriegerischer Konflikte werden heute mit aufgerüsteten Grenzregimen gewaltsam verdrängt – dabei werden nicht nur Territorien markiert, sondern auch Grenzen der Empathie. Wie können wir angesichts dessen innerhalb einer vielfältigen Gesellschaft zu einer Sprache finden, die auf einer gegenseitigen Anerkennung von Leid und Trauer basiert und sich nationalistischen Ideologien verwehrt?
Der Ausstellungstitel nimmt darauf Bezug: Er ist den Kriegsmemoiren der französischen Schriftstellerin Marguerite Duras entnommen. In Der Schmerz (frz. La Douleur) entwickelt sie eine kritische Sprache der Trauer, die persönliche und kollektive Dimensionen zusammenführt und sich gegen das Verdrängen des Krieges und seiner Opfer stellt.
Die gezeigten Kunstwerke knüpfen an Erlebnisse an, die nicht oder nur fragmentarisch weitergegeben wurden – weil Betroffene nicht darüber sprechen konnten, weil traumatische Erfahrungen verdrängt oder von politischen Erzählungen überschrieben wurden. Sie stellen vielschichtige Beziehungen zwischen Raum, Zeit und Erinnerung her. Dabei zeigt sich, dass Erinnerung ein fortwährender Prozess ist. Der Blick auf die kriegerischen Zäsuren der vergangenen 80 Jahre bleibt zwangsläufig unvollständig. Darum versucht die Ausstellung, dem Potenzial intergenerationaler wie transnationaler Dialoge nachzuspüren. Die künstlerischen Arbeiten fragen danach, welchen Einfluss historische Brüche auf die kollektive Erinnerung haben und wie historische Erfahrungen die Gegenwart prägen. Zugleich gehen sie aber weiter und verstehen das gemeinsame Erinnern als eine Orientierung für die Zukunft.