674FM präsentiert
Fast Weltweit - Label-Abend mit Achim Knorr, Frank Spilker, Bernadette La Hengst und Michael Girke
Die Erfindung der Hamburger Schule mit Lesung aus dem gleichnamigen Buch von Christof Dörr
mit Konzerten von:
Der Fremde
Reunion nach 30 Jahren mit Comedian Achim Knorr, Frank Spilker (Die Sterne) am Bass und Andreas Reth (Grüner Star) am Schlagzeug
Bernadette La Hengst
Die Frontfrau der Beat-Pop-Girl-Band „Die Braut haut ins Auge“ verrät, warum sie so laut singen kann
Jetzt!
Songwriter Michael Girke mit Liedern, die wirklich Freunde sein können
Buch-Rezension: Fast Weltweit- wie die Hamurger Schule in Ostwestfalen erfunden wurde
Zu den Orten, an denen Popmusik-Geschichte geschrieben wurde, gehört neben London, New York und Memphis/Tennessee auch Bad Salzuflen.
Denn ausgerechnet das ostwestfälische Pilgerziel der Generation Ü70 steht am Anfang dessen, was später als „Hamburger Schule“ des deutschen Pop berühmt werden sollte.
Bei dem Label „Fast Weltweit“, das eine Garage zum Tonstudio umgebaut hatte, liefen Anfang der 80er Jahre die Fäden zusammen: Jochen Distelmeyer, der mit „Blumfeld“ das erfinden sollte, was dann „Diskurs-Pop“ hieß, gehörte mit der Band „Die Bienenjäger“ dazu, Frank Spilker hatte hier schon seine noch ganz anders als später klingenden „Sterne“ gegründet; Bernadette Hengst, die Gründerin der Band „Die Braut haut ins Auge“, war dabei, genau wie Bernd Begemann, der in den 90ern von der Hamburger Szene gemobbt wurde, und der spätere DJ Mijk van Dijk, Achim Knorr, der heute als Comedian auftritt, sowie Sandra und Kersty Grether, die den Pop-Feminismus in Deutschland erfanden.
Der hessische Musikjournalist Christof Dörr erzählt nun die Geschichte dieses Labels, das aus dem Geist der Neuen Deutschen Welle und der 80er hervorging, in einem Chor von Zeitzeugen-Stimmen.
Zehn von elf angefragten Musikerinnen und Musikern standen ihm Rede und Antwort – nur Jochen Distelmeyer blieb stumm. Er war es auch, der den Erfolg von Blumfeld vorantrieb, indem er sich von seiner Fastweltweit-Vergangenheit schroff abgrenzte.
Wie er sich von Kersty Grether eine Ohrfeige einfing, wird im Buch zum ersten Mal geschildert – aber auch, wie bewusst und durchaus strategisch diese Musikkarrieren gesteuert wurden.
Zwischen die Redebeiträge der Beteiligten, die für eine lebhafte, abwechslungsreiche und authentische Erzählweise sorgen, streut Christof Dörr gelegentlich Urteile von außen in Form von Zitaten ein. So ist auch diese Doku-Collage über ein wichtiges Kapitel moderner Musik ein Stück Pop.
JD, WAZ Juli 2025