Shelley Duvall (1949-2024) war eines der großen Kinogesichter der Siebzigerjahre. Dabei war es allein ihr Auftritt in Stanley Kubricks THE SHINING, der Filmgeschichte schrieb: Unvergesslich die Szene, in der sie sich im Badezimmer des Overlook Hotels eingeschlossen hatte, um ihrem wahnsinnigen Ehemann zu entkommen, der mit einer Axt die Tür traktiert, während sie mit von Panik entstelltem Gesicht, mit einem Steakmesser in der Hand, hilflos dahinter steht. Auch wenn dieser Film reflexartig mit Jack Nicholson assoziiert wird: Duvalls Rolle der Wendy Torrance, die mitansehen muss, wie ihr Mann Jack in einem labyrinthischen Hotel in mörderischem Crescendo durchdreht, ist ganz wesentlich für den Film. Sie füllt diese nicht nur großartig aus, ohne sie würde ein Großteil der dämonischen Besessenheit Nicholsons ins Leere laufen.
Kubricks Stephen King-Adaption hat auch nach über vier Jahrzehnten nichts von ihrer verstörenden Wirkung verloren. Der Plot bildet dabei nur an der Oberfläche jenen effektvollen Horrorthriller; tatsächlich ist der Film eine virtuose Studie über die Wechselwirkung von Wirklichkeit und Schein, Realität und Illusion sowie über die traumatischen Abgründe, die sich jenseits des gesunden Menschenverstandes auftun.
Ein Teil der Herbststaffel der FilmGalerie „IN MEMORIAM. Cineastische Rückblenden“ vom 29.10.-3.12.2025.