Nach einem Screening von
Dani Gal: White City
wird Künstler und Filmemacher Dani Gal (geb. 1975 in Jerusalem) über seine Arbeit sprechen und für Fragen zur Verfügung stehen.
White City
HD-Video, 25 Min., 2018
Am 16. August 1933 schrieb Arthur Ruppin folgenden Eintrag in sein Tagebuch: „Durch Dr. Georg Landauer reiste ich am 3. August nach Jena, um Prof. Hans F.K. Günther zu treffen, den Begründer der nationalsozialistischen Rassentheorie. Das Gespräch dauerte zwei Stunden. Günther war sehr sympathisch, wollte sich aber nicht als Urheber des Arierbegriffs bezeichnen lassen, und stimmte mir darin zu, dass die Juden nicht minderwertig, sondern anders seien, und dass die jüdische Frage gerecht gelöst werden müsse.“
Der Film kreist um die komplexe Persönlichkeit von Arthur Ruppin (1876–1943), einem der Gründer der zionistischen Siedlungsbewegung, der sich vor der Gründung des Staates Israel für ein Zusammenleben mit den Palästinensern einsetzte. Ruppin war zugleich ein begeisterter Forscher auf dem Gebiet der Rassenwissenschaft, was seine Motivation erklärt, Hans F.K. Günther (1891–1968) aufzusuchen – den deutschen Rassenforscher und Eugeniker, der später zu einem bedeutenden Einfluss auf die nationalsozialistische Rassenideologie wurde.
Der Film zeigt Ruppin bei seinem Besuch der Weißenhofsiedlung, eines für seine moderne Architektur bekannten Stuttgarter Stadtviertels, und lässt ihn Rückblenden erleben, die seine Ansichten widerspiegeln. Die Monologe und Dialoge des Films basieren hauptsächlich auf Ruppins Tagebüchern.
Dani Gal's Arbeiten untersuchen die Entstehung von Erinnerung und kollektiver Geschichte. Seine Filme und Soundinstallationen rekonstruieren und rekonfigurieren bestehendes dokumentarisches Material, verbinden es mit Fiktion und beziehen sich auf aktuelle politische Ereignisse.
Sie wurden vielfach gezeigt, unter anderem auf der 54. Biennale von Venedig (2011), im New Museum, New York (2012), im Jüdischen Museum, New York (2014), beim Berlinale Forum Expanded (2014), im Kunsthaus Zürich (2015), in der Kunsthalle Wien (2015), bei der documenta 14 in Kassel und Athen (2017) sowie im Centre Pompidou, Paris (2018 und 2023).
Gal lebt in Berlin.