HALF MOON

HALF MOON
Frank Scheffer | Niederlande 2025 | 92’ | OmenglU

Porträt eines arabischen Musikers von Weltrang: Kinan Azmeh beginnt seine musikalische Ausbildung bereits in Damaskus, seinem Geburtsort, und studiert später in New York (u.a. an der renommierten Juilliard School) nicht nur weiter Klarinette, sondern auch Komposition.

Der Ausbruch des Bürgerkriegs in Syrien 2011 macht aus dem Weltbürger, der stets mit traditioneller syrischer Musik aktiv verbunden geblieben ist, einen Künstler im Exil. Der Film begleitet Azmeh über mehrere Jahre. In diesem Zeitraum versucht er, seine Identitäts- und Sinnkrise zu bewältigen, reist er mit anderen herausragenden Musikern (darunter Yo-Yo Ma) auf Konzerttourneen um die Welt – inklusive Auftritt in Beirut, aber auch in der Hamburger Elphi! –, besucht ehemalige Mentoren und entwickelt vor allem seinen einzigartigen Stil improvisierter Komposition weiter. Durch die Zusammenarbeit mit anderen vertriebenen Künstlern, insbesondere durch die Inszenierung einer ambitionierten Oper, die sich unmittelbar mit Krieg auseinandersetzt, untermauert Azmeh eindrucksvoll, wie wichtig es ist, dass arabische Künstler ihre eigenen Geschichten erzählen, und dass Kunst das Potenzial hat, auch in dem Feld der voraussetzungsreichen klassischen Musik, drängende Themen anzusprechen und aktuelle Ereignisse zu kommentieren.

Der Film kontrastiert mitreißende Live-Auftritte mit intimen Szenen, in denen Azmeh im heimischen New York arbeitet, Zeit mit seiner Familie verbringt und seinem kleinen Sohn dessen kulturelles Erbe näherbringt. Eine vielschichtige, nachdenkliche, geduldige Erkundung des Potenzials von Musik, Gemeinschaft und Verbundenheit zu schaffen, welches angesichts der jüngsten Ereignisse in Syrien und der wiederauflebenden Hoffnung vieler Mitgeflüchter, doch noch eines Tages nach Hause zurückkehren zu können, neue Resonanz gefunden hat.