Kunst am Baugerüst
Im Frühjahr präsentierte das Kunstmuseum mit Elisa Lohmüller und Daniel von Alkier die Preisträger:innen des Holzschnitt-Förderpreises 2025. Damit fördern das Kunstmuseum und sein Freundeskreis ganz gezielt den künstlerischen Nachwuchs, denn die beiden Künstler:innen studieren gegenwärtig an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Die Ausstellung ging im Mai zu Ende; nach dem Ende der Laufzeit lässt sie sich in einem 360°-Rundgang digital besichtigen (zum 360°-Rundgang »). Zur Ausstellung erschien ein Katalog-Faltblatt, das an der Museumsinformation kostenfrei erhältlich ist.
Erstmalig wurde der Preis an zwei Künstler:innen im vollen Umfang vergeben. Mit tatkräftiger Unterstützung durch das Kunstmuseum und seinen Freundeskreis haben die beiden Newcomer für die Reutlinger Ausstellung überzeugende, neue Arbeiten mit direktem Ortsbezug geschaffen. Bereits im Vorfeld der Ausstellung hatte der Förderpreisträger Daniel von Alkier ein Fassadenkunstwerk am Baugerüst der historischen Spendhaus-Fassade zur Lederstraße entwickelt.
Mit dem durchschlagenden Erfolg eines Spendenaufrufs während Ausstellung und Finissage und der großzügigen Aufstockung durch den Freundeskreis ist es jetzt möglich geworden, Daniel von Alkiers Projekt zu realisieren. Das Kunstmuseum ist stolz und überaus dankbar für das breite bürgerschaftliche Engagement, das seine Arbeit stützt und begleitet. Mit einer Veranstaltung am 26. Juni enthüllte das Kunstmuseum die Stoffplane mit einer sechzehn Meter hohen Reproduktion von Daniel von Alkiers Linoldruckcollage Bastionstor von 2025. Gemeinsam mit dem Freundeskreis lud das Kunstmuseum zu Beisammensein und Austausch ein.
Daniel von Alkier entwickelt seine Bildwelten in Linoldruck-Collagetechnik auf Baumwollstoff durch wiederholtes Überdrucken, Drehen, Kombinieren und Überlagern. Seine Drucktechnik kombiniert das klassische Hochdruckverfahren Linolschnitt mit experimenteller Monotypie. In seinen Motiven verbindet er persönliche, architektonische und figurative Motive aus dem Alltag mit seiner Identitätssuche als queerer Künstler. Bildelemente wie das Tübinger Tor, die Stuttgarter Weissenhofsiedlung oder das Viadukt von Bietigheim-Bissingen fügen sich in dieses visuelle Tagebuch ein. Zuletzt nutzt er seine auf Gewebe gestempelten Vorlagen wie Bausteine, mit denen er die Wirkung von Räumen leichfüßig verwandelt. Mit dem „weltgrößten Holzschnitt Reutlingens“ überblendet er die Struktur der gesamten Museumsfassade in eine monumental emporstrebende Portalsituation.