Worum geht’s?
Das Museum Ludwig zeigt in seiner aktuellen Sammlungspräsentation zeitgenössische Kunst unter der thematischen Klammer „Über den Wert der Zeit“. Künstler und Künstlerinnen beschäftigen sich mit Zeitlichkeit, indem sie auf die Produktions- oder Rezeptionsprozesse aufmerksam machen. Oder sie befragen Geschichte und wie sie erinnert wird. Dabei nutzen sie unterschiedliche Formen von Abstraktion.
Zu ihnen gehört auch Boaz Kaizman, der mit seiner Videoarbeit „Hannah Arendt – die Reise nach Jerusalem“ von 2018 vertreten ist. Kaizman macht Jerusalem zum fiktiven Ort und ‚Bühnenbild‘ eines historischen Disputs zwischen der Philosophin Hannah Arendt, des Religionshistorikers Gershom Scholem und des Rabbiners Benjamin Murmelstein über das Verhältnis von Zwang, Moral und Schuld in der Shoah. Kaizman arbeitet mit vorgefundenem Bild- und Tonmaterial, das er durch seine digitale Bearbeitung abstrahiert oder verfremdet. Durch Bildprogramme betont er die Vermitteltheit der Bilder. Er entleert verwendete Motive oder konfrontiert bewusst solche aus unterschiedlichen Zusammenhängen, um auf diese Weise zum Nachdenken über Geschichte anzuregen.
Der Vortrag geht ausgehend von dieser Arbeit der Frage nach, auf welche Weise der Künstler in seinem Werk mit dem Einsatz digitaler Verfahren wie Software und KI den traditionellen Medienkunstbegriff transformiert und welche Rolle Abstraktion als künstlerische Haltung dabei spielt.
Wer ist unser Gast?
Dr. Barbara Engelbach ist als Kuratorin am Museum Ludwig verantwortlich für den Sammlungsbereich der zeitgenössischen Kunst mit Fotografie und Medienkunst. Sie kuratierte neben Gruppenausstellungen zu Fotografie, Video und Film auch Einzelausstellungen u.a. zu Rosemarie Trockel (2005), Harun Farocki (2009), Yvonne Rainer (2012) und Füsun Onur (2023, zusammen mit Emre Baykal). Zuletzt verantwortete sie die Ausstellung „Pauline M’barek. Entropic Records“ (2025).
Preisinformation:
Für Mitglieder der freunde kostenfrei, Gäste zahlen 4 €, Studierende 2 €.