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anhedonia II

Das sagt der/die Veranstalter:in:

Lea Gocht anhedonia II Kunstpreis der Werner-Stober-Stiftung

Seit 2024 arbeitet die Künstlerin Lea Gocht an einer fortlaufenden Installationsreihe, die den Titel „anhedonia“ trägt. Nach der Ausstellung in der Galerie Brutal in Hannover führt sie die Reihe in der SGK fort. Der Begriff der Anhedonie stammt aus der klinischen Psychologie und bezeichnet den Verlust Freude zu empfinden. Ausgehend von ihrer eigenen kritischen Perspektive als weiblich gelesene Person weitet Lea Gocht den Begriff auf kollektive Empfindungen wie Ohnmacht, Kontrollverlust oder Suche nach Handlungsfähigkeit aus, die in Reaktion auf gesellschaftliche Krisen entstehen.

Während anhedonia I auf die Auswirkungen des menschenverursachten Klimawandels fokussierte, beleuchtet anhedonia II die psychischen Belastungen des Individuums in einem gegenwärtigen Zustand der Multikrisen. Dafür hat sie den Projektraum des Museums in ein surreales Szenario verwandelt, das zwischen lustvoller Utopie und unterschwelliger Dystopie angesiedelt ist. Aufgeschichtete Schaumstoffmatratzen auf einem Boden, der aus unzähligen Fotografien verschiedener Straßenoberflächen zusammengesetzt ist, bilden das Refugium von Stoffkatzen. Zusammengenäht wurden sie aus mehreren Schnittmustern, die fotografische Fragmente eines weiblichen Körpers zeigen. Die so entstehenden Zwitterwesen aus Mensch und Tier wirken ebenso grotesk wie humorvoll und regen zum Nachdenken über unterschiedliche Wahrnehmungen von Körperlichkeit an. Der Eindruck einer endzeitlichen Landschaft wird durch die Vorratsfässer und Dosen mit Kichererbsen verstärkt, die Assoziationen an gesellschaftlichen Phänomenen wie der Katastrophenvorsorge wecken, ebenfalls eine Antwort auf tatsächliche oder imaginierte Krisensituationen.

Mit ihrer Ausstellung breitet Lea Gocht ein vielschichtiges Panorama aus, das einem Bühnenbild gleicht. Der Aufbau ihrer Rauminstallation greift die Bildkomposition des bekannten Gemäldes „Das Eismeer“ des Romantiker Caspar David Friedrich auf. An die Stelle des fiktiven Meeres tritt hier die Straße, die in Form des undurchlässigen Fototeppichs wiederum auf die versiegelten Böden in Städten anspielt. Dem ausgesetzt sind nicht nur die lebendigen Wesen der Katzen, sondern auch die Matratzen, eigentlich Inbegriff eines privaten Rückzugsorts.In ihrer Ausstellung „anhedonia II“ verwandelt die Künstlerin Lea Gocht (*1995 in
Weingarten) den Projektraum der Städtischen Galerie Karlsruhe in eine begehbare
Collage voller absurder Raumerfahrungen.

Zur Künstlerin

Lea Gocht (*1995 in Weingarten) studierte von 2013 bis 2020 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe bei Toon Verhoef, Kalin Lindena und Corinne Wasmuht, deren Meisterschülerin sie 2021 wurde. 2019 erhielt sie das Graduiertenstipendium des Landes Baden-Württemberg, 2023 das Stipendium der Stiftung Künstlerdorf Schöppingen und schließlich 2024 den Kunstpreis der Werner-Stober-Stiftung. Im gleichen Jahr wurde sie zudem für das renommierte Residenzstipendium an der Cité Internationale des Arts in Parisausgewählt.

Location

Städtische Galerie Karlsruhe Lorenzstraße 27 76135 Karlsruhe