MOVE YA BODY – THE BIRTH OF HOUSE
Elegance Bratton | USA 2025 | 92’ | engl. OF
Im Chaos der Disco Demolition Night – einer verunglückten Werbeaktion in der Pause eines Baseballspiels im Chicagoer Stadion Comiskey Park, bei der Disco- und Soulplatten öffentlich zerstört wurden, was retrospektiv weniger an ein Happening erinnert als an eine Bücherverbrennung – wurde ein jugendlicher Platzanweiser namens Vince Lawrence Zeuge heftigster Ressentiments gegen Disco, einen Sound, der nicht nur für ihn selbst Freiheit und Selbstbewusstsein symbolisierte.
Von der Feindseligkeit unbeeindruckt, kaufte Vince von seinen Ersparnissen einen Synthesizer und – und wagte sich in den Underground-Tempel The Warehouse, wo Frankie Knuckles revolutionäre Tanzmusik auflegte. Er tat sich mit Jesse Saunders zu Z Factor zusammen und bannte diesen speziellen Chicagoer Sound zum ersten Mal auf Vinyl: Ihr Track „On and On“ wurde zur ersten House-Hymne auf Platte und löste eine Bewegung aus, die eine lokale DIY-Kultur in ein globales Phänomen verwandelte. Von den rauen Straßen der Chicago South Side zu Festivalbühnen weltweit ist Vinces Geschichte ein ermutigender Beleg dafür, wie ein aus der Asche aggressiver Ablehnung geborener Traum ein elektrisierendes Genre begründen konnte, das bis zum heutigen Tag Menschen auf der ganzen Welt verbindet.
Dies ist nicht nur eine wirtschaftliche Erfolgsgeschichte, sondern auch eine Geschichte unwahrscheinlicher Überkreuzungen (z.B. mit sehr weißem Punk), vor allem aber die Geschichte einer Befreiung und wichtiger Ausgangspunkt für die Sichtbarmachung einer selbstbestimmten LGBTQ+-Community, garniert mit atmosphärisch dichten Spielszenen und ebenso persönlich wie lebendig erzählt von Lawrence selbst und etlichen Mitstreiter*innen und weiteren Zeitzeug*innen, darunter Marshall Jefferson, Lori Branch, Lady D, “Screaming” Rachel Cain, Kevin Aviance, Lena Waithe.
Alle Filme & Termine: www.unerhoert-filmfest.de