お引越し Ohikkoshi
Regie: SÔMAI Shinji
1993, 124 Minuten, OmeU DCP (restaurierte Fassung)
Basierend auf dem gleichnamigen preisgekrönten Roman von Tanaka Hiko erzählt Sômai auf einfühlsame Weise die Geschichte eines jungen Mädchens, dessen Leben durch die Trennung seiner Eltern erschüttert wird.
Die aufgeweckte Sechstklässlerin Renko lebt in Kyoto. Als ihr Vater Ken'ichi die Familie verlässt und auszieht, bleibt sie allein mit ihrer Mutter Nazuna zurück. Doch Nazuna stellt neue Regeln auf, die Renko nicht akzeptieren will. Das Mädchen versteckt die Scheidungspapiere und organisiert sogar einen Kurztrip zum Biwa-See, wo sie einst als Familie Urlaub machten.
Sômai sagte 1993 über seinen Film:
This is a story about Renko’s discovery of herself. She tries to pave her own path into the future. She encounters the unknown and mentally empowers herself to keep facing the unknown. Embracing yourself doesn’t mean you question why your parents gave birth to you. You have to find your own place in this world that you’ve been born into, like it or not.
Zitat aus dem englischen Presskit des Filmverleihs
Filmreihe
Regisseur Sômai Shinji (1948–2001)
Ein sensibler Meister der langen Einstellungen
Sômai Shinji gilt als einer der großen Poeten unter den japanischen Regisseuren. Charakteristisch für seine bildstarken Filme sind lange Kameraeinstellungen, mit denen er auf einfühlsame Weise Leben und Tod, Herausforderungen beim Erwachsenwerden, Familie und Freundschaft, Gemeinsamkeit und Einsamkeit thematisiert.
In Japan erlangte Sômai in den 1980er Jahren Bekanntheit, als sich die Filmindustrie nach dem Zusammenbruch des traditionellen Studiosystems neu finden musste. In dieser Übergangsphase fungierte er als Wegbereiter in die Ära der unabhängigen Regiearbeit. In Japan ist sein Werk hoch geschätzt und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, bedeutende Regisseure wie Hamaguchi Ryûsuke, Koreeda Hirokazu und Kurosawa Kiyoshi wurden von ihm beeinflusst. Außerhalb Japans war Sômai lange Zeit wenig bekannt, vor allem in den letzten Jahren wurde sein Schaffen jedoch bei Kritik und Publikum neu entdeckt und begeistert aufgenommen, nachdem Ohikkoshi (Moving) im Jahr 2023 bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig den „Venice Classics Award for Best Restored Film“ gewann.
Sômai Shinji wurde am 13.01.1948 in Morioka, Präfektur Iwate, geboren. Nach dem Abbruch seines Jura-Studiums begann er 1972 als Regie-Assistent bei der Produktionsgesellschaft Nikkatsu, wo er mit Regisseuren wie Hasegawa Kazuhiko und Terayama Shûji zusammengearbeitet hat. Von 1975 bis 1979 war er freischaffend tätig und gab 1980 sein Regie-Debüt mit Tonda kappuru (Dreamy fifteen). Im Jahr 1982 gründete Sômai gemeinsam mit anderen jungen Filmemachern die Produktionsfirma „Director’s Company“, bei der unter anderem der stilprägende Film Taifû kurabu (Typhoon Club) entstand. Die Breite seines Schaffens reicht von dem Kassenerfolg Sêrâ fuku to kikanjû (Sailor Suit and Machine Gun) über bewegende Dramen wie Ohikkoshi (Moving) bis hin zu dem melancholischen Roadmovie Kazahana (KAZA-HANA).
Zwischen 1980 und 2001 hat Sômai bei 13 Spielfilmen Regie geführt, zehn davon werden hier vorgestellt, darunter auch digital restaurierte Fassungen. Ergänzt wird die Reihe durch den bahnbrechenden Thriller Taiyô o nusunda otoko (Der Mann, der die Sonne stahl) von Hasegawa Kazuhiko, dem großen Mentor von Sômai.
Am 09.09.2001 starb Sômai im Alter von nur 53 Jahren an Krebs.
Teile der Reihe werden auch in Berlin, Hamburg und München gezeigt.
Gefördert von JTI
Preisinformation:
Eintritt frei