Sie sehen das Stück. Sie hören die Musik. Sie schmecken die Getränke bei der Premiere. Aber riechen Sie auch?
In der Welt des Theaters verlassen wir uns beim Erzählen von Geschichten fast ausschließlich auf das Sehen und den Ton und lassen einige unserer stärksten Sinne ungenutzt. Der Geruchssinn – der Sinn, der am engsten mit Erinnerungen und Emotionen verknüpft ist – fehlt häufig auf der Bühne, obwohl er die Macht hat, das Publikum stärker in eine Welt hineinzuziehen als jedes Bühnenbild oder jede Partitur allein. Diese olfaktorischen Hinweise können Assoziationen hervorrufen, Atmosphäre schaffen und die Vorstellungskraft und Reflexion auf eine Weise anregen, wie es Worte und Bilder allein oft nicht können.
Mit SMELL wird die Bühne von einer oft vernachlässigten Macht durchdrungen: der Macht des Parfums. Dieses zeitgenössische Stück erforscht die evokativen Fähigkeiten der Nase und öffnet einen neuen Sinneskanal zwischen Künstlern und Zuschauern. Denn riechen heißt auch erinnern, begehren und ablehnen.
In dieser zweiteiligen choreografischen Kreation untersuchen zwei Tänzerinnen und eine Choreografin die Dualität des Parfums: seine Fähigkeit zu verführen, aber auch abzustoßen. Zwischen dem Reiz des Luxus und dem Stigma der Ausgrenzung, zwischen Parfum und Schweiß wird die Bühne zum Schauplatz eines verstörenden Dialogs zwischen Ästhetik und Politik.
SMELL verführt nicht nur das Auge – sie weckt alle Sinne.
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