Die Kunstsammlung der Stadt Jena ist eine vergleichsweise junge Sammlung, die essenziell auf dem materiellen und ideellen Erbe des früheren Jenaer Kunstvereins fußt. Die bisweilen schroffen Umbrüche unter wechselnden Strategien und ohne eigene Schauräume prägten die Sammlung über Jahrzehnte ebenso nachteilig wie nachhaltig. Dennoch gab es immer wieder auch Perioden der Weiterentwicklung, zu denen – trotz aller Reglementierungen im Kulturbetrieb der DDR – die 1970er und 1980er Jahre zählen. Nach den Verlusten durch die Aktion „Entartete Kunst“ und den Verheerungen des Zweiten Weltkrieges konnte sich die Kunstsammlung Jena in diesen Jahren nicht nur erholen, sondern wurde kontinuierlich ausgebaut und damit neu geformt. Der Fokus lag auf der Region, den Kunstzentren im mitteldeutschen Raum – Dresden, Leipzig, Halle – und Berlin. Erwerbungen aus dem Ausland waren unmöglich und für Hauptwerke fehlten meist die finanziellen Mittel. Dennoch gelang es, das Besondere zu finden und der Sammlung ein eigenes Profil zu geben. Dieses knüpfte unfreiwillig an die Sammlung des Kunstvereins an, dessen Schwergewicht auf der Druckgrafik der Expressionisten lag. Auch die Kunst der DDR war zuallererst eine Blüte der grafischen Künste, eine Kunst offener und versteckter Mitteilungen, die oft literarisch beeinflusst in subtilen Nuancen das Gelände vermaß. Die Sammlung zählt viele herausragende Einzelblätter, aber auch mit großem Aufwand gestaltete und gedruckte Folgen in Mappen von einigen der bedeutendsten Künstlerinnen und Künstlern in diesem Bereich, wie Alfred Traugott Mörstedt, Barbara Lechner und Gerhard Altenbourg. Zugleich finden sich hier so prominente Vertreter wie Wolfgang Mattheuer, Willi Sitte und Werner Tübke.
Die Kunstsammlung Jena versammelt kaum Hauptwerke, birgt aber neben wichtigen Gemälden von Bernhard Heisig, Alexandra Müller-Jontschewa oder Horst Sakulowski entdeckungswürdige Bildkonvolute, beispielsweise von Emma Hübner, einer Künstlerin, die außerhalb Jenas nur wenigen bekannt ist. Der ungekrönte Lokalmatador der Jenaer Maler war zweifellos Lothar Zitzmann, der mit seinen ausgewogenen Volumen einen eigenen Akzent in der Malerei setzen konnte. Neben Kurt Hanf, der in Jena durch viele öffentliche Aufträge bis heute präsent ist, konnte man die Arbeiten von Gil Schlesinger oder Gerd Wandrer nur im Verborgenen, abseits der staatlich legitimierten Kulturproduktion finden.
Zu Beginn dieses Jahres wurde die Kunstsammlung Jena mit einem Teilnachlass von Christel und Hartwig Prange beschenkt. Christel und Hartwig Prange initiierten und führten in den 1980er Jahren die „Kleine Galerie“ in Jena und erwarben zahlreiche Arbeiten von Dieter Goltzsche, Michael Morgner, Charlotte Elfriede Pauly, Max Uhlig und anderen Künstlerinnen und Künstlern für ihre private Sammlung. Ein Teil davon wird innerhalb unserer Ausstellung präsentiert und steht beispielhaft für eine intellektuelle und ästhetische Neugier, die nicht wenige Menschen zur Kunst führte.
Die Sammlung von Kunst der DDR ist mit rund dreißig Prozent ein wesentlicher Teil der Kunstsammlung Jena und wird erstmals in Auszügen mit dem Ziel vorgestellt, diesen Bestand neu zu erfassen. Von nicht wenigen Künstlerinnen und Künstlern – wie etwa Elke Hopfe, Hans Ticha oder Horst Peter Meyer – gibt es im Museumsbestand Arbeiten aus den Jahren der DDR und aus der Zeit danach. Viele der ausgestellten Arbeiten werden erstmals präsentiert und zeugen von einem Kunstraum, der durch die Fülle der Handschriften und die Aktualität der Bildsprachen überrascht und neu entdeckt werden will. Wir hoffen sehr, dass unsere Ausstellung zum Verständnis der künstlerischen Leistungen jener Jahre beiträgt und diese würdigt.
Ausgestellt sind Werke von 134 Künstlerinnen und Künstlern.