Zwischen Licht und Vers liegt ein Raum für das Unausgesprochene. In Klängen, Worten und Zwischenräumen begegnen sich Fragmente von Erinnerung, Verlust, Geburt – und vorsichtiger Hoffnung.Die Kompositionen des Abends kreisen um das Unvollständige, das Prozesshafte: um Licht, das nicht blendet, sondern uns den Weg erleuchtet. Werke von Bushra El-Turk, Farzia Fallah und Elif Karlidag verweben persönliche, politische und poetische Impulse aus Nordafrika und dem Nahen Osten (MENA-Region) zu einer offenen musikalischen Textur.
Bushra El-Turks Musik denkt das Menschliche aus Bewegung, Instinkt und Instabilität: von den ersten Weltwahrnehmungen eines Kindes (Eating Clouds) über die zerstörte Stadt Beirut (Saffron Dusk) bis hin zur Intimität einer Geburt (Painting Secrets).
Farzia Fallahs Werk "Holz-Haar-Atem-Licht" entwickelt sich aus der poetischen Linie Alice Oswalds: „this loosening compression of hope“. Hier wird Hoffnung nicht formuliert, sondern geöffnet – als Klang, als Auflösung, als Hinhören.
Elif Karlidags Fragmente erfassen in präziser, fragmentierter Musiksprache das Politische im Persönlichen. Fragment I verweist direkt auf die Proteste in der Türkei im Frühjahr 2025 – als klangliche Geste des Widerstands, als Resonanz auf kollektive Erschütterung.
Lyrik von Mahmoud Darwish, Alice Oswald und anderen führt durch den Abend, ohne ihn zu rahmen – als Spur, als Stimme, als zarter Widerstand. „Zwischen Licht und Vers“ ist kein Konzert über das, was war, sondern über das, was sich gerade bildet – tastend, offen, hörbar.
Es spielen:
Yun-Jin Cho (Violine)
Seiji Okamoto (Violine)
Muriel Razavi (Viola)
Lionel Martin Cello)
Homa Faghiri (Text)
Programmpunkte:
Bushra El-Turk (libanesische Komponistin)
"Eating Clouds" (2009), Dauer ca. 9 Minuten
Dieses Werk handelt von den menschlichen Ur-Instinkten und Bedürfnissen. Der Titel bezieht sich auf den Blick eines Babys aus dem Kinderwagen heraus und wie das Baby abstrakte Formen in Wolken über sich erkennt.
"Saffron Dusk" (2021), Dauer ca. 7 Minuten
Dieses Werk ist den Opfern der Explosion in Beirut im August 2020 gewidmet und basiert auf Poesie von Mahmoud Darwish – es geht vorrangig um Tod. Das folgende Werk (Painting Secrets) ist das „Schwesternwerk“, schreibt El-Turk.
"Painting Secrets" (2022), Dauer ca. 5 Minuten
Dieses Werk wird nach Saffron Dusk gespielt. Im Gegensatz zum Tod in Saffron Dusk, geht es bei diesem Werk um die Hoffnung, das Leben. El-Turk arbeitet thematisch mit den Geräuschen und der Inspiration der Geburt ihres Kindes.
Farzia Fallah (iranische Komponistin)
"Holz-Haar-Atem-Licht" (2021), Dauer ca. 15:30 Minuten
Dieses Werk wurde vom Sonar Quartett ur-aufgeführt und durch die Ernst-von Siemens-Musikstiftung 2020/2021 finanziert. Fallah möchte, dass man sehr genau hinsieht und hinhört. Sie bezieht sich auf das Gedicht „this loosening compression of hope“ aus Alice Oswalds Gedicht „Walking past a Rose this June Morning”.
Elif Karlidag (türkische Komponistin)
"Fragment I", Dauer ca. 4 Minuten
"Fragment III", Dauer ca. 3 Minuten
Preisinformation:
08Euro = Kein Kohle Ticket 12 Euro = Normalpreis 15 Euro = Förderticket fürs "Kein Kohle" Ticket <3