台風クラブ Taifû Kurabu
Regie: SÔMAI Shinji
1985, 115 Minuten, OmeU, DCP (restaurierte Fassung)
Fünf Tage, während derer ein Taifun aufzieht, wütet und abklingt, bilden den zeitlichen Rahmen für eine Schüler*innentragödie an einer Oberschule außerhalb von Tokyo. Als der Klassenclown Akira dort eine nächtliche Party seiner Mitschülerinnen im schuleigenen Schwimmbad beobachtet, wird er von diesen als unliebsamer „Spanner“ so lange untergetaucht, dass er fast ertrinkt. Der herbeigerufene Klassenlehrer hat eigene Probleme. Die Mutter und der Onkel einer Kollegin, mit der er ein Verhältnis hat, wollen ihn zur Hochzeit zwingen. So entgehen ihm die Nöte, die seine Schüler*innen bewegen. Ihre Gespräche kreisen um Leben, Tod und Wiedergeburt, um ein lesbisches Paar unter ihnen und den Taifun. Als dieser naht, nehmen die Aggressionen in der Schülerschaft zu und mit der Unbedingtheit einer Naturgewalt entfesseln sich wahre Gefühlsstürme…
(Text: Rapid Eye Movies)
Vor der Vorführung führt Olaf Möller mit einem Kurzvortrag in das Schaffen von Sômai Shinji ein.
Filmbeginn ist 19 Uhr.
Olaf Möller arbeitet als freischaffender Autor und Programmmacher (u.a. beim International Film Festival Rotterdam). Daneben ist er Außerordentlicher Professor für Filmgeschichte und -theorie an der Aalto University in Helsinki sowie Autor zahlreicher Bücher über das Kino. Kölner kennen ihn aus der Stadtrevue.
Filmreihe
Regisseur Sômai Shinji (1948–2001)
Ein sensibler Meister der langen Einstellungen
Sômai Shinji gilt als einer der großen Poeten unter den japanischen Regisseuren. Charakteristisch für seine bildstarken Filme sind lange Kameraeinstellungen, mit denen er auf einfühlsame Weise Leben und Tod, Herausforderungen beim Erwachsenwerden, Familie und Freundschaft, Gemeinsamkeit und Einsamkeit thematisiert.
In Japan erlangte Sômai in den 1980er Jahren Bekanntheit, als sich die Filmindustrie nach dem Zusammenbruch des traditionellen Studiosystems neu finden musste. In dieser Übergangsphase fungierte er als Wegbereiter in die Ära der unabhängigen Regiearbeit. In Japan ist sein Werk hoch geschätzt und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, bedeutende Regisseure wie Hamaguchi Ryûsuke, Koreeda Hirokazu und Kurosawa Kiyoshi wurden von ihm beeinflusst. Außerhalb Japans war Sômai lange Zeit wenig bekannt, vor allem in den letzten Jahren wurde sein Schaffen jedoch bei Kritik und Publikum neu entdeckt und begeistert aufgenommen, nachdem Ohikkoshi (Moving) im Jahr 2023 bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig den „Venice Classics Award for Best Restored Film“ gewann.
Sômai Shinji wurde am 13.01.1948 in Morioka, Präfektur Iwate, geboren. Nach dem Abbruch seines Jura-Studiums begann er 1972 als Regie-Assistent bei der Produktionsgesellschaft Nikkatsu, wo er mit Regisseuren wie Hasegawa Kazuhiko und Terayama Shûji zusammengearbeitet hat. Von 1975 bis 1979 war er freischaffend tätig und gab 1980 sein Regie-Debüt mit Tonda kappuru (Dreamy fifteen). Im Jahr 1982 gründete Sômai gemeinsam mit anderen jungen Filmemachern die Produktionsfirma „Director’s Company“, bei der unter anderem der stilprägende Film Taifû kurabu (Typhoon Club) entstand. Die Breite seines Schaffens reicht von dem Kassenerfolg Sêrâ fuku to kikanjû (Sailor Suit and Machine Gun) über bewegende Dramen wie Ohikkoshi (Moving) bis hin zu dem melancholischen Roadmovie Kazahana (KAZA-HANA).
Zwischen 1980 und 2001 hat Sômai bei 13 Spielfilmen Regie geführt, zehn davon werden hier vorgestellt, darunter auch digital restaurierte Fassungen. Ergänzt wird die Reihe durch den bahnbrechenden Thriller Taiyô o nusunda otoko (Der Mann, der die Sonne stahl) von Hasegawa Kazuhiko, dem großen Mentor von Sômai.
Am 09.09.2001 starb Sômai im Alter von nur 53 Jahren an Krebs.
Teile der Reihe werden auch in Berlin, Hamburg und München gezeigt.
Gefördert von JTI
Preisinformation:
Eintritt frei