Wie sollen wir in diesen katastrophischen Zeiten mit Gefühlen von Verzweiflung, Wut und Trauer umgehen – und welches widerständige Potenzial wohnt extremen Gefühlszuständen inne?
Verzweiflung, Aufrichtung, Aufruhr, Ah! – ruft Heike Geißlers Lecture Performance. Sie erkundet die Verzweiflung, ohne sie vorschnell abzulegen oder abzuwehren. Stattdessen plädiert sie für eine wachsame Auseinandersetzung mit ihr: um hellwach und fordernd aus ihr herauszutreten und ins Handeln zurückzufinden. In Kollaboration mit der Künstler:in Anna Lena von Helldorff lädt Heike Geißler zur Kundgebung auf dem „Platz verzweifelter Gefühle“ ein – zu einer Generalprobe vor dem Protest.
Doch wie geht man damit um, wenn die eigenen Gefühle vom Spätkapitalismus vereinnahmt und geglättet werden?
Jorinde Minna Markert verhandelt in ihrer literarischen Performance a real big place – vor der Kulisse des Reality-TV-Formats Love is Blind – die Kommerzialisierung romantischer Gefühle. Sie deckt dabei Momente auf, die in populären Datingformaten Grenzen ausloten oder überschreiten.
Mit Cakes of Despair betritt das Künstler:innenduo Hilma Bäckström und Hedda Bauer die unruly readings und schafft einen obskuren kulinarischen Raum, der wiederum ganz andere ambivalente Konsumgefühle auslöst.
Die Veranstaltung findet in deutscher Lautsprache statt.
Biografien
Heike Geißler ist Schriftstellerin und lebt mit ihrer Familie in Leipzig. Sie arbeitet oft spartenübergreifend in Schauspiel und Performance und ist Mitglied der Kollaborationen George Bele und Sabotique. Ihre Arbeit wurde u.a. mit dem Stipendium der Deutschen Akademie Rom (Villa Massimo) ausgezeichnet. Derzeit ist sie Dorothea-Schlegel-Artist-in-Residence an der FU Berlin. Veröffentlichungen (Auswahl):
Die Woche (Roman, Suhrkamp, 2022, nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse),
Liegen. Eine Übung (Essay, Rohstoff/Matthes & Seitz, 2022),
Göttinnen. Oder: Die Arbeit am Wetter von morgen (Stück, George Bele, UA 2023),
Verzweiflungen (Essay, Suhrkamp, 2025),
Arbeiten (Essay, Hanser Berlin, 2025)
Jorinde Minna Markert schreibt Texte und tritt auf – mit Worten, manchmal mit dem Fuß, zuletzt bei der Lyriknacht der Leipziger Buchmesse. Ihre szenischen Texte waren u.a. für den Retzhofer Dramapreis nominiert, erhielten den Publikumspreis beim Preis der jungen Dramatik sowie den Manuskriptepreis des Leipziger Hörspielsommers. Sie schreibt und performt für das Mixed-Media-Ensemble „hypochondrische Ängste“, das mehrfach vom Musikfonds gefördert wurde. Studium des Schreibens in Hildesheim und Leipzig. Außerdem hatte sie Rollen in einigen Folgen von GZSZ. Sollte sich herausstellen, dass Text kein guter Fuß ist, um gegen das Patriarchat zu treten, lernt sie vielleicht nochmal etwas anderes.
Oh no, the kitchen is on fire! – Cakes of Despair ist eine Zusammenarbeit der Künstler:innen Hedda Bauer und Hilma Bäckström. Das Duo gestaltet mit den Cakes of Despair eine Performance, einen Treffpunkt und ein Kommunikationsmittel, verbindet das Häusliche, das Köstliche und das Destruktive und verwandelt Desserts in Performances. Vergängliche, essbare Skulpturen sprechen die Sprache des Zuckers – wo Süße sowohl Verführung als auch Belastung bedeutet.