Jacob Birken und Christian Welzbacher im Gespräch mit Anja Schürmann
Online (ZOOM) & Kulturwissenschaftliches Institut Essen (KWI), Gartensaal, Goethestr. 31, 45128 Essen
Wer heute die Mona Lisa sehen will, sieht vor allem Smartphones. Nicht das Bild selbst steht im Zentrum, sondern der Nachweis, dort gewesen zu sein. Das Smartphone hat sich zwischen die Mona Lisa und den Betrachter, zwischen die Welt und Menschen geschoben, zeigt Christian Welzbacher in seinem Buch #MonaLisa (2024).
Zur gleichen Zeit entstehen im Netz Abermillionen digitaler Bilder – so auch makellos ausgeleuchtete, doch nie gepflückte Zitronen, die als Rendering zum Download bereitstehen. Jacob Birken nennt das „Pixelrealismus“: eine Ästhetik, in der die Aura des Wirklichen nicht mehr am Objekt, sondern am Effekt des Bildes hängt. Was wie Fotografie aussieht, gilt als wahr – auch wenn es nie eine Kamera gesehen hat.
Am 22. Oktober treffen sich Jacob Birken und Christian Welzbacher mit Anja Schürmann (KWI) zu einem Gespräch über Fotografie zwischen Kunstgeschichte und digitaler Kultur.
Es geht um Realismus als künstlerisches Verfahren – und als Problem: Was bedeutet es, wenn KI-Bildgeneratoren personalisierte Bilder liefern, die nicht mehr auf eine gemeinsame Realität, sondern nur noch auf individuelle Wünsche verweisen? Wie sehr prägt das „Framing“ – vom Selfie-Stick bis zum Midjourney-Prompt – unser Sehen? Welche Wert- und Verwertungslogiken teilen sich Kulturindustrie und Plattformkapitalismus?
Der Abend verbindet kunsthistorische Perspektiven mit aktuellen Debatten um Digitalisierung, Kulturindustrien und die Zukunft der Bilder und lädt dazu ein, die eigene Bildwahrnehmung neu zu justieren.