Das sagt der/die Veranstalter:in:

Woyzeck nach dem gleichnamigen Dramenfragment von Georg Büchner ist ein Musiktheater von und mit UMS'nJIP (Ulrike Mayer-Spohn und Javier Hagen), inszeniert von Wolfgang Beuschel. Textgrundlage für UMS'nJIP´s Woyzeck ist das gekürzte und dramaturgisch verdichtete Büchner’sche Original. Nach der Premiere im September 2025 und Gastspielen in Zürich, Bern, Basel und am MEbU (Münster Earport) in der Schweiz ist das Stück zum ersten Mal auch in Deutschland zu sehen.

Woyzeck kann von seinem Lohn seine Geliebte Marie und das gemeinsame Kind nicht ernähren, also verdingt er sich zusätzlich als medizinisches Versuchsobjekt. Die Folgen der Versuche schwächen den ohnehin vom Leben gezeichneten so sehr, dass er sich mehr und mehr in einer Welt von Wahnvorstellungen verliert. Und so endet Woyzeck am Abgrund einer Gesellschaft, die ihm kein Halt im Leben gibt. Woyzeck wird zum Opfer toxischer patriarchaler Muster.

Electropop und experimentelle Klassik bieten bei UMS’nJIP die Reibeflächen, an welcher sich die im Woyzeck dramatisch gezeichneten Standesunterschiede wetzen. In UMS'nJIP's Lesart hat die Person des Woyzeck zu viele Antennen und ist wegen seiner Unfähigkeit zu filtern überfordert. Um die ZuhörerInnen diesen Zustand nacherleben zu lassen, legen UMS'nJIP einen Klangraum an, in welchem die ZuhörerInnen von Lautsprechern und den SpielerInnen (als Live-KlangträgerInnen) rings umgeben sind: Das Publikum taucht in einem Hybrid zwischen Tableau Vivant, Installation, Performance und Musiktheater ein. Die InterpretInnen vermischen sich mit den Klangtexturen und verschwinden im Klangraum. Musikalisch spielen UMS'nJIP mit Ästhetiken des Synthie-Pops der 1980er und filigranen klanglichen Einschwing- und Auflösungsprozessen, wie sie Komponisten wie Furrer oder Sciarrino etabliert haben. Kreismotive und serielle Kompositionstechniken spiegeln die Auswegslosigkeit von Woyzecks Dasein.

Besonders ist die Behandlung der Singstimme: jeder Rolle wird eine einzige Stimmfarbe von JIP zugeordnet. Die einzige Rolle, welche stimmlich eine Veränderung erfährt, ist Woyzeck: er ist auch der Einzige, der — und nur zu Beginn des Stücks — über eine normale Sprechstimme verfügt. Im Verlaufe des Stückes durchläuft er alle Stimmfarben, bis er in der irren Stimmfarbe, die dem Hauptmann zugewiesen ist, endet. Zu sehen sind auf der Bühne eine Frau und ein Mann an zwei Arbeitstischen, wobei offengelassen wird, ob sie Marie und Woyzeck darstellen. Vielmehr hat man den Eindruck einer Heimwerkstatt. Deren Aufgabe ist denkbar einfach: Ordnung im Chaos schaffen.

UMS’nJIP’s Woyzeck ist ein Angebot zum lauschenden Innehalten, zum Reinhören und zum intermedialen Mäandrieren in der ruhigen Mechanik eines musikalisch-szenischen Prozesses anhand eines bekannten klassischen Stoffes: einer Milieustudie, die durch ihren Realismus bis heute ungebrochen emotional zu packen vermag.

Mit ihren Electropop Operas ONE, TWO, THREE, FOUR, FIVE, EINER, SANCHO, A CHRISTMAS CAROL, zahlreichen halbszenischen und performativen Auftragsarbeiten und den Musiktheatern in Zusammenarbeit mit dem CETC am Teatro Colon in Buenos Aires können UMS'nJIP seit 2007 auf eine jahrelange Erfahrung mit dem Genre zurückblicken. Virtuos und ironisch spielen sie mit verschiedensten Ästhetiken und bedienen ein unkonventionelles wie leichtes Taschenformat, das zugleich ein künstlerisches High-Tech-Labor ist und höchste Agilität garantiert. 

Originaltext: Georg Büchner
Libretto: JIP
Musik: UMS’nJIP
Oeil extérieur: Wolfgang Beuschel
Bühne & Licht: UMS’nJIP
Darsteller: Ulrike Mayer-Spohn, Javier Hagen

https://umsnjip.ch/

Location

Rabbit Hole Theater Viehofer Platz 19 45127 Essen

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