Sagen, Legenden, Folklore und Mythen ermöglichen es uns, unsere Existenz in jede Richtung neu zu denken. Deshalb fühle ich mich zu Ihnen hingezogen. In der realen Welt und ihrer Geschichte habe ich oft das Gefühl, nicht dazuzugehören, nicht erzählt zu werden, eine Existenz dazwischen zu haben. Ich existiere zwischen Kontinenten, zwischen Kulturen, zwischen Farben und zwischen Geschichten verschiedener Völker und Erzählungen verschiedener Nationen. Zwischen Konzepten, Wahrheiten, Realitäten. Mythen jedoch ermöglichen es, uns unsere eigene Geschichte vorzustellen, uns wieder mit unseren Vorfahren zu verbinden und einen Raum zu schaffen, in dem wir, ohne uns rechtfertigen zu müssen, existieren können. Ein Raum dazwischen, den man endlos ausdehnen kann. Ein Ort ohne Grenzen, in dem wir uns begegnen und uns ein Zuhause vorstellen können. Und ist nicht jede Geschichte am Ende eh nur ein Mythos?
Getrieben von der Sehnsucht, sich an die eigene Herkunft und Ahnenlinien zu erinnern und Heimat zu schaffen, formt MAWU LISA einen Raum für eine hybride, afro-diasporische Sage. Sechs Schwarze Performer*innen begegnen und begeben sich hierfür auf eine multi-sphärische Suche nach ihrem individuellen und kollektiven, kulturellen und spirituellen Erbe. Dabei reflektieren sie identitätsstiftende, popkulturelle und politische Momente, greifen koloniale Bilder auf um sie zu revidieren. Sie ergründen körperlich archiviertes Wissen, spirituelle Praktiken und familiäre Traditionen.
HAUS MAWU – freie Kompanie unter der Leitung von ZOE
Marie-Zoe Buchholz / ZOE ist eine interdisziplinäre Performance-Künstlerin und Kuratorin aus Düsseldorf. In ihren Arbeiten reflektiert sie über Rehabilitation, Transformation und die (Rück-)Aneignung von Körper und Raum sowie das Verhältnis von Macht und Marginalisierung. Ihre künstlerische Praxis verbindet Ästhetiken des Voguing und Ballroom, Physical Theatre, Club- und Free Styles, Spoken Word und Vokalmusik. Sie war Gründungsmitglied des ersten deutschen Ballroom Houses und entwickelte sich zu einer der führenden Figuren der deutschen Ballroom-Community. Zuletzt feierte sie die Premiere ihrer Solo-Show FEMINA SAGA – Genesis im tanzhaus nrw. Mit der Intention Realitäten mittels Folklore, Fiktion und Popkultur zu reflektieren gründete ZOE 2025 HAUS MAWU als Raum, um Körper und Geschichten in einer post-patriarchalen Heterotopie zu visualisieren. Dabei versteht die Kompanie sich als kollaborative Initiative für verschiedene Künstler*innen, welche diasporische, queere und intersektionale Perspektiven fokussiert. Durch interdisziplinäres Storytelling, multimediale Performances und rituelle Praktiken sollen Orte transformiert, Ästhetiken erweitert und hybride Sphären geschaffen werden, in denen innovative Formen und Verbindungen von Kunst, Identität und Community entstehen können. Vor diesem Hintergrund hat sich ZOE mit den Performer*innen und Künstler*innen Juan David Mendez, Mandhla Ndubiwa, Maryline Ogboko, Shayne Stubbs und Gifty Lartey unter HAUS MAWU zusammengeschlossen und das erste Stück MAWU LISA kreiert.
Auf Deutsch und Englisch. Mit Übertiteln. Laute Musik.
Dauer: ca. 60 Minuten
Empfohlen ab 14+
CONTENT NOTE:
Diese Aufführung feiert vielfältige Lebenswirklichkeiten, thematisiert aber zugleich auch harte Realitäten, darunter Erfahrungen von Rassismus und Diskriminierung. Die Inszenierung enthält Stellen mit expliziter Sprache und thematisiert rassistisch motivierte Gewalt.
Physischer Kontakt zwischen Performer*innen und Publikum ist in einzelnen Momenten möglich. Dies kann emotional herausfordernd sein und / oder triggern. Wir bitten darum, das eigene Wohlbefinden zu beachten und sich selbstbestimmt und achtsam auf die Performance einzulassen.
Datum | Rahmenprogramm |
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Fr 31.10. im Anschluss | Party mit DJ T/Error |
Sa 01.11. im Anschluss | Talk: Gemeinsam mit den Anderen |