SPECIAL vom 2. bis 4. September 2025: Veranstaltet in Kooperation: Frauenkultur e.V., Kinobar Prager Frühling, Louise-Otto-Peters-Gesellschaft & Stiftung Friedliche Revolution
Anlässlich 35 Jahre Einheit beider deutscher Staaten ermöglichen offene kommunikative Räume tief(er)gehende Rückblicke des Verstehens. In diesem Bezug haben Perspektiven auf das Leben von Frauen in der DDR und auf das soziale Alltagsgefüge der Gesellschaft in der Umbruchszeit nach 1989 – eine besondere Bedeutung. Die Filme der Regisseurin HELKE MISSELWITZ – „Winter adé.“ | Dokumentarfilm DDR 1988 und „Herzsprung.“ | Spielfilm 1992“ – spiegeln das Alltagsleben von Frauen kurz vor und kurz nach 1989.
HELKE MISSELWITZ geb. 1947 in Zwickau, gehört zu den bedeutendsten Regisseur:innen der DEFA. Sie kam über Umwege zum Film; nach Berufsausbildungen zur Möbeltischlerin und Physiotherapeutin arbeitete sie freischaffend beim Fernsehen der DDR; studierte Regie an der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam-Babelsberg. Nach ihrem Abschluss 1982 arbeitete als freie Regisseurin und verdiente ihren Lebensunterhalt u.a. als Abräumerin in einer Bahnhofsgaststätte und Aufsichtskraft in einer Galerie. All dies bedingte ihren genauen Blick auf das Leben von Menschen.
Di., 02. 09. 2025 | 17.00 Uhr
Winter adé
Regie: HELKE MISSELWITZ, 116 min., Dokumentarfilm DDR 1988
Ort: Kinobar Prager Frühling im Haus der Demokratie, Bernhard-Göring-Straße 152, 04277 Leipzig
An der Eisenbahnschranke in Planitz bei Zwickau wurde Helke Misselwitz im Krankenwagen unter Mithilfe ihrer Großmutter geboren. Genau von diesem Ort startet Helke Misselwitz ihre Filmreise durch die DDR, um zu erfahren, wie andere leben, gelebt haben… wie sie in Zukunft leben möchten. Auf ihrer Reise lernt sie verschiedene Frauenpersönlichkeiten kennen: die erfolgreiche Werbeökonomin Hiltrud, die alleinerziehende und in einer Brikettfabrik arbeitende Christine, die Punkmädchen Kerstin und Anja, die 85-jährige Margarete, die mit ihrem Mann Diamantene Hochzeit feiert sowie die stellvertretende Bürgermeisterin von Niehagen, Erika, die hauptberuflich ein Kinderheim leitet. Sie alle berichten aus ihrem Leben, über Ehe und Familie, die Arbeit, Schicksalsschläge und Perspektiven für die Zukunft.
Das filmische Ergebnis: 1988. Ein Land im Wandel. Auf der 31. Internationalen Leipziger DOK-Film-Woche erhielt der Film 1988 die Silberne Taube. Beim DDR-Fernsehens stieß dieser Film auf Widerstand, eine Ausstrahlung fand erst Ende November 1989 statt.
Eintritt: 8,50 | 7,- Euro ermäßigt für Schwerbehinderte, in Ausbildung (Schule/Studium) und Leipzig-Pass-Inhaber:innen
Mi., 03. 09. 2025 | 17.00 Uhr
HELKE MISSELWITZ & Grit Lemke im Gespräch
„Für mich war wichtig, in dem Gebilde, aus dem ich komme, Ich zu sagen. Ich wollte mitbestimmen, was ich zukünftig drehe.“ (H.M
HELKE MISSELWITZ gehört zu den bedeutendsten Regisseur:innen der DDR und drehte auch nach 1989 zeitkritische Filme. Im Gespräch mit GRIT LEMKE, Autorin & Regisseurin der nachfolgenden Generation, erzählen sie von ihrem "So-Geworden-Sein", den Herausforderungen im männlich dominierten Filmgeschäft, ihren Hoffnungen und dem, was sie als notwendig erachten in dieser Zeit.
Warum entstand der Film „Winter adé“? Dazu sagt die Regisseurin 2019: „Das Bild [von Frauen] in den Zeitungen oder im Fernsehen, das war ein völlig anderes als das, was ich wahrgenommen habe… Die Erfahrungen, die ich gemacht habe, die sah ich nicht gespiegelt.“
Bis in die 1980er Jahre gab es im Filmbetrieb der DDR an wichtigen Positionen nur Männer.
Helke Misselwitz gelang als einer der wenigen Regisseur:innen die Fortsetzung ihrer Filmarbeit im wiedervereinten Deutschland. 1997 - 2014 lehrte sie als Professorin für Regie an der HS für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ Potsdam-Babelsberg. Ihre Filme liefen auf internationalen Festivals; wurden vielfach prämiert. 2016 erhielt sie den Ehrenpreis der deutschen Filmkritik. Seit 1991 ist sie Mitglied der Akademie der Künste, seit 2018 Stellvertretende Direktorin der Sektion Film- und Medienkunst.
Das Gespräch wird geführt von GRIT LEMKE, geb. 1965 in Spremberg; aufgewachsen in Hoyerswerda; Studium der Kulturwissenschaft, Ethnologie und Literatur in Leipzig, 1999 Promotion an der Humboldt-Universität zu Berlin. Seit 1991 arbeitet sie für Filmfestivals, langjährig für DOK Leipzig, bis 2017 dort Leiterin des Filmprogramms. Beim Film-Festival Cottbus bis 2022 Leitung der deutsch-sorbischen Sektion „Heimat | Domownja | Domizna“. Ihre Arbeiten u.a. 2019 „Gundermanns Revier“ Kinodokumentarfilm, Regie (Grimme Preis Nominierung);
2021 „Kinder von Hoy. Freiheit, Glück und Terror“ Dokumentarischer Roman (Hans-Fallada-Preis 2024); 2023 „Bei uns heißt sie Hanka/Pla nas gronje jej Hanka/Pola nas rěka wona Hanka“ (Kinodokumentarfilm, Regie) || Eintritt nach Selbsteinschätzung
Do., 04. 09. 2025 | 17.00 Uhr
FILM & GESPRÄCH
Herzsprung. Ein tiefgehender Blick auf das Leben zwei Jahre nach der Wiedervereinigung
Regie: HELKE MISSELWITZ, D 1992, 87 min.; FSK 12
Einführung: NANE PLEGER, Vorstand Louise-Otto-Peters-Gesellschaft
Ort: Kinobar Prager Frühling im Haus der Demokratie, Bernhard-Göring-Straße 152, 04277 Leipzig
1992 produzierte HELKE MISSELWITZ mit „Herzsprung" ihren ersten Spielfilm und greift darin die Auseinandersetzungen des radikalen Umbruchs auf – die gekennzeichnet sind von radikalen ökonomischen und ideologischen Veränderungen.
Im Dorf Herzsprung begegnet Johanna einem namenlosen afrodeutschen Reisenden. Alltäglich mit Rassismen konfrontiert, beginnt eine unglückliche Liebesgeschichte. Der Film zeigt eine Gesellschaft im Schockzustand. Misselwitz verzichtet auf klischeehafte Bilder – und stellt die Charaktere vielfältig dar: authentisch und widerstandsfähig, zäh und zart… aber vor allem als aktiv handelnde Subjekte. Die Filmpremiere fand statt zwei Monate nach dem Pogrom auf das Sonnenblumenhaus in Rostock-Lichtenhagen – auf ein Wohnheim und seine Bewohner:innen… vietnamesische ehemalige Vertragsarbeiter:innen
Es spielen u.a. Eva-Maria Hagen, Claudia Geisler, Gabriele Gysi, Nino Sandow, Ben Becker; Musik: u.a. von POEMS FOR LAILA
Eintritt: 8,50 | 7,- Euro ermäßigt für Schwerbehinderte, in Ausbildung (Schule/Studium) und Leipzig-Pass-Inhaber:innen
Preisinformation:
Eintritt: 8,50 | 7,- Euro ermäßigt für Schwerbehinderte, in Ausbildung (Schule/Studium) und Leipzig-Pass-Inhaber:innen