FOTO: © Edgar Arceneaux by Andrea Katheder

Edgar Arceneaux: Shards

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Die Ausstellung Shards bei 68projects, präsentiert im Rahmen der Berlin Art Week 2025, stellt eine zentrale Werkgruppe des amerikanischen Künstlers Edgar Arceneaux (*1972, Los Angeles) in den Mittelpunkt. Am Eröffnungsabend findet ebenfalls eine Performance des Künstlers statt. Es ist Arceneaux’ erste Präsentation in der Galerie.

Im Zentrum der Ausstellung stehen Arceneaux’ sogenannte „skinned mirrors“ , eine Werkreihe, die rohe Materialität mit existenzieller Reflexion verbindet. Die Arbeiten entstehen in einem radikalen Prozess: Arceneaux löst die reflektierende Metallschicht gebrauchter Spiegel ab und überträgt sie auf unbehandelte Leinwand. Das Ergebnis ist kein sauberer Abdruck, sondern eine brüchige, instabile Oberfläche, durchzogen von Rissen, Verzerrungen und chemischen Reaktionen. Der ursprüngliche Spiegel, traditionell ein Objekt der Selbstwahrnehmung, wird zerlegt, seiner Funktion beraubt und in etwas Rohes, Ungeklärtes verwandelt. Zerbrochene Glasplatten hinterlassen geisterhafte Spuren, die Oberflächen changieren zwischen schimmerndem Silber, oxidiertem Kupfer, giftigem Grün und rußigem Schwarz. Es entsteht der Eindruck organischer Überreste, angesiedelt zwischen Schönheit und Schrecken. Arceneaux vergleicht den Prozess mit dem Häuten eines Tieres. Die „chemischen Eingeweide“ des Spiegels werden freigelegt. Die Leinwände erhalten eine körperliche, unheimliche Präsenz, erinnern an heilige Reliquien ebenso wie an die Überbleibsel einer postindustriellen Autopsie. Sie hängen wie Leichentücher und tragen den Abdruck eines nicht mehr lebendigen Bildes. Der Künstler stellt eine zentrale Frage: Was bleibt vom Selbst, wenn der Spiegel nicht mehr reflektiert? Der Spiegel, als Verlängerung menschlicher Wahrnehmung und Instrument der Selbstvergewisserung, verliert seine Klarheit und wird zu unsicherer, instabiler Materie. Die Berliner Präsentation konzentriert sich auf Werke, die von Blau- , Rot- und Violett-Tönen dominiert sind. Farben, die mit Blut, Macht, Würde und Verletzlichkeit assoziiert werden. Die neuen Arbeiten, eigens für die Ausstellung entwickelt, setzen sich direkt mit politischen und sozialen Brüchen auseinander, insbesondere in den USA. Arceneaux verweist auf die Praxis der US-Behörde ICE (Immigration and Customs Enforcement), die Menschen festnimmt, abschiebt oder verschwinden lässt, ebenso wie auf die anhaltende Realität rassistisch motivierter Polizeigewalt.

Diese Themen finden auch in Berlin Resonanz – und wirken weltweit nach. In diesem ortsbezogenen Dialog schafft Arceneaux einen Kontrapunkt zwischen seiner künstlerischen Praxis und Fragen von Identität, Macht und Sichtbarkeit im urbanen Raum.

Location

68projects Fasanenstrasse 68 10719 Berlin

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