Die KW Institute for Contemporary Art, Berlin und die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf freuen sich, gemeinsam eine umfangreiche Ausstellung und ein Live-Programm mit den Künstler*innen und Technolog*innen Holly Herndon und Mat Dryhurst zu realisieren.
Die Ausstellung ist eines von elf ausgewählten Projekten, die die Kulturstiftung des Bundes mit ihrem neuen Programm „Kunst & KI – Fonds für neue künstlerische Perspektiven auf KI und Gesellschaft” fördert.
Wir wollen nicht nur eine neue Art von Ausstellung präsentieren, sondern auch eine
Infrastruktur – ein offenes Protokoll – bereitstellen, das andere in Zukunft nutzen können.
– Holly Herndon und Mat Dryhurst
Holly Herndon (* 1980, US) und Mat Dryhurst (* 1984, UK) sind international bekannt für ihre Arbeit an der Schnittstelle von Kunst, Musik, maschinellem Lernen und experimentellen Organisationsformen. In ihrer breit gefächerten Praxis setzen sie sich mit der ungleichen Verteilung von Macht durch den Einsatz von KI-Technologien und virtuellen Ökosystemen auseinander. Sie schaffen Datenprotokolle als Medium von Möglichkeiten und nutzen diese, um neue Arrangements zwischen Mensch und Künstlicher Intelligenz zu erproben.
Mit Starmirror verwandeln Herndon und Dryhurst die Ausstellungsräume der KW und anschließend der K21 Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in ein Trainingsgelände für die kollaborative Produktion von Kunst und Musik zwischen Mensch und Künstlicher Intelligenz. In Zusammenarbeit mit dem Design- und Architekturstudio sub schaffen sie eine immersive Klanginstallation, die gleichzeitig als Aufnahmestudio und Hörumgebung sowie als lebendiges Archiv dient. Hier werden die Verbindungen zwischen kollektivem Gesang und der kollektiven Natur von KI greifbar gemacht.
Während der Ausstellungslaufzeit sind die Besucher*innen eingeladen, gemeinsam mit lokalen Chören und unter der Leitung eines Vokalensembles an wöchentlich stattfindenden öffentlichen Gesangsaufnahmen teilzunehmen. Die Sänger*innen singen im Wechselspiel von Call and Response aus einem Liederbuch, das von den Künstler*innen eigens für das Projekt entwickelt wurde, und liefern so Daten für ein öffentliches Chormodell. Das Liederbuch basiert auf dem Moralitätenspiel Ordo Virtutum der Benediktineräbtissin und Universalgelehrten Hildegard von Bingen aus dem 12. Jahrhundert. Darin muss eine Seele zwischen den Kräften des Guten und des Bösen wählen. Mit ihrer Arbeit laden Herndon und Dryhurst das Publikum zu einem Live-Prozess des KI-Trainings ein. Die Gesangsaufnahmen in den KW werden einen Datensatz bilden, der es den Künstler*innen ermöglicht, mit ihrem KI-Modell einen Berliner KI-Chor zu entwickeln, der anschließend in der Ausstellung im K21 Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen als Werk uraufgeführt wird. Die Präsentation dort wird weitere Aufführungen und Aufnahmen beinhalten, die zur kontinuierlichen Entwicklung der Arbeit beitragen. Außerhalb der Aufnahmezeiten in den KW wird Hildegard von Bingens Moralitätenspiel in der Ausstellung erfahrbar sein, zusammen mit Streaming-Kompositionen, die aus dem sich entwickelnden Datensatz und früheren Aufnahmen generiert werden. Diese Zwischenakte bieten einen Einblick in den Trainingsprozess und ermöglichen es der Ausstellung, sich im Laufe der Zeit zu entfalten. Sie tragen dazu bei, die Prozesse und technischen Systeme, die der kreativen Produktion der Künstler*innen zugrunde liegen, zu kontextualisieren.
Das Projekt wird von weiteren Arbeiten begleitet, darunter Public Diffusion, ein Basis-Bildmodell, das vollständig mit Public-Domain-Daten trainiert wurde, und Starmirror, ein Kontextdämon, der Menschen auffordert, fehlende Informationen zu liefern. Während Hildegard von Bingen sich mit der Hierarchie der Engel beschäftigte, sind es bei Herndon und Dryhurst die Hierarchien technischer Protokolle und ihre unsichtbare Rolle bei der Gestaltung der uns umgebenden Welt. Zusammen bilden diese Elemente ein öffentliches KI-Protokoll, in dem menschliche und nicht-menschliche Akteure zu einem gemeinsamen Kontext beitragen. Die Ausstellung greift eine entscheidende Lücke in der öffentlichen Wahrnehmung von Künstlicher Intelligenz auf. Sie bietet eine direkte und partizipative Erfahrung von menschlicher Arbeit und Interaktion, die ihr zugrunde liegt. Die Komplexität von KI wird hier zu einem kollektiven, verkörperten Prozess.
Das Ausstellungsdesign wird von dem Architekturbüro sub konzipiert. Die Ausstellung ist eine Kooperation zwischen den KW Institute for Contemporary Art, Berlin und der KunstsammlungNordrhein-Westfalen, Düsseldorf.
Die in Berlin lebenden Künstler*innen Holly Herndon (* 1980, USA) und Mat Dryhurst (* 1984, GB) sind für ihre Pionierarbeit in den Bereichen Musik, maschinelles Lernen und „Protokollentwicklung“ bekannt. Ihre weitreichende Praxis hat zu bahnbrechenden Projekten geführt, bei denen die technischen Systeme, die der kreativen Produktion zugrunde liegen, selbst Kunstwerke sind. Für Holly+ (2021) trainierten sie einen KI-Klon von Herndons Stimme, frei verwendbar von allen und mit einem Mechanismus zur Aufteilung der Gewinne aus der kommerziellen Nutzung ihrer Identität. Herndons und Dryhursts von der Kritik gefeierten musikalischen Werke, darunter Platform (2015) und PROTO (2019), die über das Label 4AD veröffentlicht wurden, wurden an bedeutenden Veranstaltungsorten wie dem Barbican in London und der Volksbühne in Berlin aufgeführt. Ihre bildnerische Praxis dokumentiert vor allem ihre neuartigen Eingriffe in Software.
Crossing the Interface (2021) war die weltweit erste Text-zu-Video-Animation und Classified (2021) bot eine neuartige Möglichkeit, Porträts von Einbettungen in Bildmodellen zu produzieren. Herndon und Dryhurst stellten zuletzt auf der Whitney Biennale 2024 aus und präsentierten xhairymutantx (2024), ein interaktives Text-Bild-Modell, das Hollys öffentliches Image manipulieren soll. Im Jahr 2024 präsentierten sie die Einzelausstellung The Call in der Serpentine Gallery in London. Im Jahr 2022 war das Duo Mitbegründer von Spawning, einer Organisation, die eine Zustimmungsebene für KI aufbaut, einschließlich Tools für Künstler*innen wie haveibeentrained.com, Kudurru und Source.Plus. Sie wurden 2022 mit dem Ars Electronica STARTS Preis für digitale Kunst, 2024 mit Österreichs erstem Digital Human Rights Award und 2025 mit dem Kairos-Preis ausgezeichnet. Holly Herndon hat an der Stanford University in Computermusik promoviert und ist Stipendiatin des Berliner Programms Künstlerische Forschung 2024/25. Seit 2021 betreiben Herndon und Dryhurst den Podcast Interdependence, in dem sie laufend Gespräche mit einem Netzwerk von Künstler*innen und Technolog*innen führen, die sich mit Musik, KI und Krypto beschäftigen.
sub ist ein in Berlin ansässiges Architekturbüro, das sich der Gestaltung von Räumen optimaler Relevanz und der Schaffung von Umgebungen, in denen sich Kultur entfalten kann, verschrieben hat. Ihre Arbeit basiert auf einer tiefgreifenden Erforschung soziokultureller Dynamiken, Semantik und Technologie und umfasst ein breites Spektrum an räumlichen und zeitlichen Maßstäben.
Gefördert im Programm Kunst & KI der Kulturstiftung des Bundes. Die Kulturstiftung des Bundes wird gefördert von dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
In Zusammenarbeit mit der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf
Mit Dank an d&b audiotechnik mit Soundscape
Mediapartner: York Kinogruppe, Rausgegangen
Preisinformation:
Der Erwerb von Tickets ist ausschließlich vor Ort und mit Kartenzahlung möglich. Folgende Karten werden akzeptiert: Girocard, Mastercard, VISA, Maestro, VISA Electron und ApplePay. Regulär 10 € / Ermäßigt 6 €. Berlin Welcome Card-Inhaber*innen 6 € / Ermäßigt 4,50 €. Ermäßigung gilt für Schüler*innen, Studierende, Bundesfreiwilligendienst-Leistende, BBK-Mitglieder, ALG 1 – Bezieher*innen, Auszubildende, Inhaber der Ehrenamtskarte und Schwerbehinderte (mindestens 50 v. H. MdE) gegen Vorlage des Nachweises. Freier Eintritt: bis einschließlich 18 Jahre, für Freunde der KW und Berlin Biennale und KW Lover*, Berechtigungsnachweis-Inhaber*innen (ehemals berlinpass), Bezieher*innen von ALG II, Immatrikulierte Studierende der Weißensee Kunsthochschule Berlin und Universität der Künste Berlin , ICOM Mitglieder, Museumsbund Mitglieder. Assistenztiere sind in den Ausstellungsräumen gestattet. Bitte weisen Sie sich an der Kasse entsprechend aus. Andere Tiere sind nicht zugelassen.