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Reihe: Meisterwerke der Literatur und was sie uns lehren
Wolfgang M. Schmitt im Gespräch mit Martyna Linartas über »Leben des Galilei« von Bertolt Brecht
Bertolt Brechts 1943 uraufgeführtes Drama »Leben des Galilei« ist eine dialektisch-materialistische Auseinandersetzung mit dem Spannungsverhältnis zwischen Wissenschaft, Macht, individueller Verantwortung und Opportunismus. Im Zentrum steht der Astronom und Physiker Galileo Galilei, dessen empirisch begründete Bestätigung des kopernikanischen Weltbildes – das die Sonne und nicht die Erde als Zentrum des Universums begreift – in fundamentalen Widerspruch zu den dogmatischen Vorstellungen der katholischen Kirche tritt. Brecht zeichnet Galilei ambivalent, zwischen Aufklärung, Anpassung und Resignation changierend, was den Wissenschaftler zu einer sehr gegenwärtigen Figur werden lässt. Zum einen, weil sich durch die KI-Technologie eine kopernikanische Wende zu vollziehen scheint, die das aufklärerische Projekt infrage stellt – nicht nur in Bezug auf die Produktion von Fakes, sondern auch hinsichtlich der Entmachtung des menschlichen Subjekts. Zum anderen sind Faschisierungstendenzen unübersehbar, die neue Dogmen hervorbringen. Und nicht zuletzt ist auch die Sphäre der Ökonomie häufig von überkommenen Dogmen bestimmt. Die Ungleichheitsforscherin und Autorin Martyna Linartas und Podcaster und YouTuber Wolfgang M. Schmitt diskutieren über das Meisterwerk und dessen Aktualität.